Dreitagestour der MiSa-Gruppe im Jura
Wie in den vergangenen Jahren unternahm die «Mittwoch-Samstag-Gruppe» auch dieses Jahr wieder eine dreitägige Tour. Diesmal führte die Reise in den Jura.
Am Montagabend wurden die Velos der elf Teilnehmer in die RVW-Busse geladen. Am Dienstagmorgen wurden die Radfahrer zuhause abgeholt und zum Start der Tour nach Allschwil/BL gebracht. Es war eher kühl und während der Fahrt regnete es zeitweise heftig. Auch am Startort war es stark bewölkt, kalt und windig, aber zumindest hatte der Regen nachgelassen. Welch ein Kontrast zur Hitze der vorherigen Woche! Mit wenig Begeisterung schwang sich die Mehrheit der Teilnehmer dann trotzdem aufs Velo.
Wir passierten einige Dörfer und fuhren dann über den Challpass nach Röschenz. Es wurde immer sonniger. Aufgrund der Prognose mussten wir jedoch davon ausgehen, dass dies nicht lange so bleiben würde. Wir liessen daher die geplanten Pausen aus, um vor dem erwarteten Regen so gut wie möglich voranzukommen. Die Strecke führte nun der Lucelle entlang, einem Fluss, der hier die Grenze zwischen der Schweiz und Frankreich bildet. Jede Brücke über das Flüsschen markiert zugleich die Landesgrenze. Beim Ort Lucelle bogen wir nach Cornol ab. Da wieder mehr Wolken aufzogen, konsultierten wir das Regenradar. Wir wählten den direkten Weg nach Saignelégier, wohl wissend, dass wir auch so das Ziel kaum vor dem Regen erreichen würden. Als dann die ersten Tropfen fielen, fanden wir glücklicherweise einen Unterstand. Wie vom Radar angezeigt, war der Spuk nach einer Stunde vorbei und wir konnten weiterfahren, ohne nass zu werden. In der Zwischenzeit war es aber merklich kühler geworden.
An der Strecke gibt es nur wenige Einkehrmöglichkeiten. Kurz vor dem Ziel lockte dann doch noch eine Bäckerei mit angegliederter Gaststube zu einer Pause. So konnten wir endlich einen Kaffee geniessen und uns aufwärmen.
Im Hotel De la Gare in Saignelégier wurden wir herzlich empfangen. Wir konnten unsere Zimmer beziehen und duschen, während draussen ein weiterer Regenschauer niederprasselte. Es war nun richtig kalt geworden und jeder war froh, einen Faserpelz oder eine warme Jacke eingepackt zu haben.
Dass wir nun ennet dem Röstigraben waren, merkten einige, als sie beim Nachtessen einen «Möhl» bestellten («non, sans Alcool nous n’avons pas») und ein «Meule»-Bier von der lokalen Brauerei BFM serviert bekamen. Den Durst löschte dieses aber auch!
Am nächsten Morgen war es zwar sonnig, aber immer noch kalt. Wir schoben den Start etwas hinaus und starteten zur zweiten Etappe etwas wärmer angezogen als für die Jahreszeit üblich.
Auf einer Höhe von 1000 Metern über Meer bilden die Freiberge ein Hochplateau aus unberührten Landschaften mit ausgedehnten, von Tannen durchsetzten Weiden. Wir genossen es, nach ein paar knackigen Anstiegen mit dem Fahrrad auf wenig befahrenen Strassen durch diese zauberhafte Gegend zu gleiten. Bald schon kam La Chaux-de-Fonds, die grösste Stadt im Hochjura, in Sicht. Auf dem Marktplatz war viel Betrieb und wir beschlossen spontan, hier eine Kaffeepause einzulegen.
Nach einem Anstieg, der überwiegend durch einen schattigen Wald führte, ging es hinunter nach Les Brenets, dem Ausgangspunkt für einen Ausflug zu den bekannten Doubs-Wasserfällen. Diese zu besuchen hätte jedoch zu viel Zeit in Anspruch genommen. Also fuhren wir nun über die Grenze nach Frankreich und folgten dem Doubs. Bald musste noch ein Platten geflickt werden, der durch Glasscherben auf der Strasse verursacht worden war. Nach einem weiteren kurzen Anstieg erreichten wir ein stillgelegtes Bahntrassee, das zu einem Radweg ausgebaut worden war. So konnten wir die ehemalige Bahnstrecke aus der Sicht des Lokführers erleben.
Dieser Radweg führte ohne wesentliche Steigungen direkt nach Pontarlier, einer französischen Stadt mit ca. 18’000 Einwohnern. Hier war es Zeit für eine weitere Pause. Es lohnte sich, ins beschauliche Städtchen hineinzufahren. Auffällig war die «Porte Saint-Piere», ein mächtiges Stadttor aus dem Jahr 1772.
Nachdem wir uns gestärkt hatten, verliessen wir die Stadt über eine vielbefahrene Strasse und waren froh, bald abbiegen zu können. Es folgte ein angenehmer Anstieg zur Schweizer Grenze bei La Grande Borne, dann eine Abfahrt nach L’Auberson. Danach ging es noch über den Col des Etroits zu unserem Tagesziel Ste-Croix. Im Hotel de France genossen wir ein feines Abendessen. Einige konnten es sich nicht verkneifen, danach den in der Gegend produzierten Absinth zu probieren. Ich kann aber versichern, dass es bei einem Glas blieb!
Am nächsten Morgen starteten wir um 9 Uhr zur letzten Etappe unserer Tour. Wir fuhren an einigen mächtigen Windrädern vorbei hinauf zum Col de l’Aiguillon. Danach erwartete uns eine lange Abfahrt nach Baulmes, mit herrlicher Aussicht über die Wiesen und Felder des Waadtlands. Im Hintergrund waren die verschneiten Berge der französischen Alpen zu erkennen.
Von dort aus führte der Radweg über Grandson zum Neuenburgersee. In Yverdon warteten unsere Busse, sodass wir die nun nicht mehr benötigten Stulpen und Windjacken deponieren konnten. Anschliessend fuhren wir den Neuenburgersee entlang. Zeitweise wichen wir auf die Strasse aus, da der Radweg über viele Kiesstrassen führt. Dann radelten wir durch Estavayer-le-Lac mit seiner einladenden Altstadt. Eine Pause war aber noch nicht geplant. Zuerst ging es noch über eine Kuppe zum Murtensee. In der Altstadt von Murten genossen wir dann unsere wohlverdiente Rast.
Die Fahrt ging weiter nach Kerzers, vorbei an zahlreichen Salat- und Gemüsefeldern. Später überquerten wir die Saane, die kurz danach in die Aare fliesst, über den «Saanesteg». Dieser Wegabschnitt ist sehr pittoresk, aber nicht unbedingt für Rennräder geeignet. Mit ehemaligen Querfahrern in der Gruppe darf ein solcher Abschnitt aber nicht fehlen. 😉 Dann führte der Weg am stillgelegten AKW Mühleberg vorbei und über die gleichnamige Staumauer, die den Wohlensee bildet. Bald erreichten wir unser Ziel, Wohlen bei Bern, wo die beiden Fahrer mit den Bussen auf uns warteten. Zügig wurden die Velos aufgeladen und die Heimfahrt angetreten.
Unsere Dreitagestour ist bereits wieder Geschichte. Wir haben zusammen drei schöne Tage erlebt, eine neue Region unseres Landes und ein Stück des grenznahen Auslands kennengelernt und hatten auch vom Wetter her Glück. Das Wichtigste ist jedoch, dass alle gesund und unfallfrei am Ziel angekommen sind!
Martin Scheiwiller